Rinderhaltung

in Österreich

im Überblick

Artgerechte Rinderhaltung: Bedeutung und Merkmale

Eine möglichst artgerechte Tierhaltung von Rindern liegt vor, wenn die Tiere ihre natürlichen Bedürfnisse weitgehend ungehindert ausleben können. Die 5 Freiheiten für Nutztiere dienen dabei als Richtlinie für eine möglichst artgerechte Nutztierhaltung.

Rinder, die nicht bedürfnisgerecht gehalten werden, haben aufgrund der Mängel ein erhöhtes Risiko zu erkranken. „Nicht bedürfnisgerecht“, kann sowohl bauliche Mängel bedeuten als auch Defizite im täglichen Management. Krankheit bedeutet immer Tierleid und verursacht zudem Kosten.

Mindeststandards bei Rinderhaltung

Auch in der Rinderhaltung gibt es gesetzlich einzuhaltende Mindeststandards. Die AMA-Gütesiegel-Richtlinien für Milch-und Mutterkuhhaltung sowie Mastrinderhaltung gehen in einigen Punkten darüber hinaus.


Um den Tieren ein möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen, sind u. a. folgende Bedingungen einzuhalten.

  • Artgerechtes Haltungssystem

    Eine artgerechte Haltung muss es den Tieren ermöglichen, sich an verschiedenen Orten aufzuhalten, um ihren Bedürfnissen wie Fressen, Ruhen und sozialer Interaktion nachzugehen. So muss etwa ein trockener Liegebereich mit angemessener Temperatur vorhanden sein. Dieser hat so gestaltet zu sein, dass alle Tiere gleichzeitig und ungehindert liegen können.

  • Stallklima

    In geschlossenen Ställen müssen natürliche oder mechanische Lüftungsanlagen vorhanden sein.

  • Auslauf

    In konventioneller Haltung müssen Rinder an mindestens 90 Tagen im Jahr die Möglichkeit zur freien Bewegung (z. B. Weide, Laufstall) haben.

  • Reizangebot

    Rinder benötigen ein vielfältiges und wechselhaftes Reizangebot (z. B. einen permanenten Auslauf im Freien) für arttypischen Verhaltensablauf.

  • Sozialkontakte

    Rinder sind soziale Tiere. Es soll ihnen möglich sein, soziale Beziehungen zu Artgenossen aufzubauen.

  • Verantwortung der Landwirtinnen und Landwirte

    Tierhaltung ist auch immer auch eine Sache der Verantwortung. Die Sorgfalt der Bäuerinnen und Bauern ist entscheidend.

Welche Arten der Rinderhaltung gibt es?

Rindermast

Mastrinderhaltung dient der Gewinnung von Fleisch. Eine spezielle Form der Rindermast ist die Mutterkuhhaltung.

In der Rindermast gelten bezüglich der Haltung gesetzliche Vorschriften. Nehmen Landwirtinnen und Landwirte am AMA-Gütesiegel-Programm teil, sind Anforderungen einzuhalten, die über den gesetzlichen Standard hinausgehen.

Milchviehhaltung

In der Milchviehhaltung kommen entweder Zweinutzungsrassen oder auch spezielle Milchrassen zum Einsatz. Ziel der Milchviehhaltung ist die Gewinnung von Milch.

Schon gewusst, ...

... dass heimische Rinderzüchterinnen und Rinderzüchter seltene Rassen vor dem Aussterben bewahren?


23 unterschiedliche Rinderrassen gibt es hierzulande. Einige davon, die bereits kurz vor dem Aussterben standen, ausschließlich aufgrund des Engagements heimischer Rinderzüchterinnen und Rinderzüchter.


So gab es beispielsweise von der Rinderrasse Tux-Zillertaler in den 1970er Jahren nur noch 30 Tiere. Auch andere Rassen, wie das Kärntner Blondvieh oder das Murbodner Rind schienen nicht mehr in die modernen Zeiten zu passen. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade die Besonderheiten der standortangepassten, überwiegend autochthonen Rassen erweisen sich heute als unschätzbarer Vorteil. Und vom Tux-Zillertaler gibt es wieder 3.100 Tiere.

Welche Haltungsformen gibt es bei Rindern in Österreich?

Rinder, egal ob Mastrinder für die Fleischgewinnung oder Milchkühe für die Milchgewinnung, können im Laufstall, in Kombinationshaltung oder schwerpunktmäßig auf der Weide lebend gehalten werden. Man spricht dabei von unterschiedlichen Haltungsformen.

  • Stallhaltung

    Für die Haltung von Rindern im Stall gibt es viele Möglichkeiten. Grundsätzlich unterscheidet man aber zwischen der Anbindehaltung und der Laufstallhaltung.

Anbindehaltung

Bei der Anbindehaltung sind die Tiere an ihrem Platz fixiert. Sie stehen nebeneinander, können sich auch hinlegen, aber nicht im Stall umherlaufen.


Früher war diese Haltungsform bei verschiedenen Tiergattungen üblich. Später wurden nur noch Rinder so gehalten.


Heute ist die dauernde Anbindehaltung in Österreich im Rahmen des AMA-Gütesiegelprogramms verboten. Temporäre Anbindehaltung kommt nur noch in der Kombinationshaltung zum Einsatz.

Laufstallhaltung

In der Laufstallhaltung gibt es verschiedene Systeme. Das sind z. B. der Mehrraumtieflaufstall oder der Tretmiststall.


Eine genaue Darstellung der einzelnen Laufstallhaltungs-Systeme und ihrer Besonderheiten finden Sie auf wikimeat.at.


Bei der Laufstallhaltung wird unterschieden zwischen:

  • Vollspaltenbodenlaufstall
  • Liegeboxenlaufstall

Vollspaltenbodenlaufstall

In einem Stall mit Vollspalten ist die gesamte Buchtenfläche mit Betonelementen ausgelegt. Kot und Harn werden durch die Spalten abgeführt.


Betonspaltenböden dürfen keine durchgehenden Schlitze aufweisen. Die Balkenbreite (Auftrittsbreite) ist gesetzlich definiert.


Die Haltung von folgenden Tieren ist auf vollperforierten Böden verboten:

  • Kühe
  • hochträchtige Kalbinnen
  • Zuchtstiere
  • Kälber (bis 150 kg)

Liegeboxenlaufstall

In einem Liegeboxenlaufstall sind die Funktionsbereiche Liegen, Bewegen und Fressen voneinander getrennt. Zentrales Element im Liegeboxenlaufstall sind die Liegeboxen, die den Tieren einen sauberen und bequemen Liegeplatz bieten.

Kombinationshaltung

Von Kombinationshaltung bzw. Kombihaltung spricht man dann, wenn die Rinder angebunden im Stall gehalten werden und im Gegenzug mindestens 90 Tage die Möglichkeit haben, sich frei zu bewegen.


Kombinationshaltung kommt vor allem in Bergregionen zum Einsatz, in denen kleinere Betriebe die Tiere im Sommer auf der Weide oder Alm halten. Der Umbau der Ställe zu Laufställen ist für sie wirtschaftlich oder aus Platzgründen oft kaum möglich.

Haltung mit Weidemöglichkeit

Für Konsumentinnen und Konsumenten gewinnt die Weidehaltung von Rindern immer mehr an Bedeutung.


Dem trägt auch die Regierung Rechnung und fördert die Weidehaltung im Rahmen des Österreichischen Agrarumweltprogrammes ÖPUL.

Für eine Förderung im Rahmen von ÖPUL muss ein landwirtschaftlicher Betrieb unter anderem folgende Vorgaben erfüllen:


  • Weidehaltung hat an mindestens 120 Tagen zu erfolgen.
  • Der Grundfutterbedarf muss während der gesamten Weidedauer überwiegend über die Beweidung abgedeckt werden.
  • Die Mindestweidedauer pro Weidetag ist nicht strikt vorgegeben, muss aber über einen wesentlichen Teil des Tages erfolgen.
  • Für die Dauer der Weidehaltung muss für die Weidetiere eine Zugangsmöglichkeit zu einer Tränke und eine Unterstellmöglichkeit (oder Möglichkeit der raschen Verbringung in den Stall, wenn notwendig) bestehen.
  • Die Weidehaltung ist laufend in einem Weidetagebuch zu dokumentieren.
  • Grundsätzlich muss mit allen Tieren der jeweiligen Kategorie am Programm teilgenommen werden.

Almhaltung

Die Haltung von Tieren auf einer Alm ist eine Sonderform der Weidehaltung. Die Almhaltung ist saisonal begrenzt. Sie dauert vom Frühjahr bis zum Herbst. Gehalten werden auf der Alm (im Westen Österreichs: auf der Alpe) vor allem Jungrinder und Milchkühe, in sehr viel geringerer Zahl auch Schafe, Ziegen und sogar Schweine.


Almen bzw. Alpen sind Kulturlandschaften, die, wenn sie nicht mit Büschen zuwachsen sollen, regelmäßig beweidet werden müssen. Die frischen Almkräuter sind in Verbindung mit der alpinen, sauerstoffreichen Luft förderlich für das Befinden der Tiere.


Weidehaltung wird oft in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt.

Schon gewusst, ...

… dass die Tiere im freiwilligen Tierwohl-Zusatzmodul der AMA Anspruch auf mindestens 120 Tage im Jahr Auslauf haben?


Stehen in Hofnähe keine Weiden zur Verfügung, so sind den Kühen Auslaufflächen oder Bewegungsboxen zur Verfügung zu stellen. Die Rinder haben dann täglich mindestens zwei Stunden Zugang zur Weide oder zu einer anderen Fläche mit Bewegungsmöglichkeit.


Die restliche Zeit verbringen sie angebunden an einem Standplatz im Stall. Trotz Anbindung müssen die Tiere auch ungehindert stehen, liegen, trinken und fressen können.

Biologische oder konventionelle Rinderhaltung - worin liegt der Unterschied?

Die Bio-Haltung bei Rindern ist streng geregelt. Die Tiere müssen im Zeitraum von April bis einschließlich Oktober Zugang zu einer Weide haben. Nur wenn die jahreszeitlichen Bedingungen, der Bodenzustand und die Witterung den Freigang nicht erlauben, dürfen Ausnahmen gemacht werden.


Es kommt vor, dass Bio-Kühe aufgrund besonderer geografischer und baulicher Bedingungen in Kombinationshaltung leben. Wenn das der Fall ist, müssen sie in der weidefreien Zeit (November bis März) zusätzlich zweimal pro Woche Zugang zu Freigelände haben. Bio-Bäuerinnen und -Bauern mit mehr als 35 Kühen dürfen ihre Tiere nicht in Kombinationshaltung halten.


Für alle Bio-Rinder gilt, dass ihr gesamtes Futter aus zertifiziert biologischem Anbau stammen muss.

Mythen vs Fakten: die AMA-Marketing klärt auf

  • Daniela & Roman

    Die Familie aus dem Weinviertel hat ihren Betrieb vollständig auf die Bedürfnisse ihrer Milchkühe ausgerichtet. Dabei gehen sie auch gerne über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.

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  • Justine & Josef

    Der gelernte Fleischhacker und seine Frau übernahmen 2020 den elterlichen Betrieb im südwestlichen Mostviertel. Das Futter für die Tiere produzieren Justine und Josef weitgehend selber.

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  • Birgit & Gottfried

    Birgit und Gottfried sind Milchkuhhalterin und -halter aus dem Weinviertel. Sie greifen dabei nicht nur auf ihre langjährigen Erfahrungen, sondern auch auf fachliches Know-How zurück.

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  • Martin & Johannes

    Martin und Johannes bewirtschaften ihren Betrieb im niederösterreichischen Triestingtal in Teamarbeit. Im neu gebauten modernen Laufstall der Brüder können die Kühe selbst entscheiden, ob sie fressen, sich bewegen oder liegen wollen.

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Häufig gestellte Fragen zur Rinderhaltung

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