Milchkühe:
Haltung & Bedürfnisse
Milchkuhhaltung in Österreich: ein Bestandteil unserer Heimat
In Österreich hat Milchviehhaltung eine lange Tradition. Rund 85 Prozent der Milchproduktion in Österreich stammen von Bergbauernbetrieben (Quelle: Grüner Bericht, 2023).
Eine wichtige Voraussetzung für die Bewirtschaftung der Wiesen und Almen zum Erhalt des Landschaftsbildes sowie der Artenvielfalt.
Artgerechte Milchkuhhaltung
Tierwohl in der Milchwirtschaft hängt von zahlreichen Faktoren ab und reicht weit über die Thematik der Tierhaltung hinaus. Das Herdenmanagement durch den Menschen und verschiedene tierbezogene Indikatoren sind ebenfalls von großer Bedeutung.
Dazu zählen:
- ausreichende Bewegungsflächen
- freie Bewegungsmöglichkeit für eine bedarfsgerechte Futter- und Wasseraufnahme
- Zugang zu Weide und Auslauf ist für die Tiere vorteilhaft
- komfortable Liegeflächen in ausreichender Anzahl
- helle und luftige Stallungen
- intensive Pflege einer positiven Mensch-Tier-Beziehung
- artgerechtes Futter in Form von Gras, Heu und Silage
- Recht auf tierärztliche Behandlung bei Krankheit
- Freiheit von Angst und Stress
Gesetzliche Standards sind einzuhalten. Die AMA-Richtlinien für Milchkuhhaltung legen darüber hinausgehende Anforderungen fest.
SehensWERT- Kein Urlaub am bauernhof
Unter dem Motto „SehensWERT – Kein Urlaub am Bauernhof“ – begleitete Dancing Stars Jurorin Maria Santner Landwirtinnen und Landwirte sowie Herstellerinnen und Hersteller bei ihrer täglichen Arbeit, um mehr über den Wert von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Produkten zu erfahren.
Maria startete ihre Entdeckungsreise auf einem AMA-Milchviehbetrieb in Waidhofen an der Thaya. Einen Tag lang begleitete sie die Landwirte Brigitte und Martin, um zu erfahren, welcher Einsatz notwendig ist, um erstklassige Lebensmittel zu produzieren. Vom Melken über das Füttern bis hin zum Umgang mit den Tieren – sie erlebte die Leidenschaft, die hinter jedem Liter Milch steckt.
Aufzucht: So wird ein Kalb zur Milchkuh
In der Milchviehhaltung werden entweder spezielle Milchviehrassen wie Holstein-Frisian, Brown Swiss, Jersey oder sogenannte Zweinutzungsrassen wie Fleckvieh, Pinzgauer oder Grauvieh eingesetzt.
Wenn ein Kalb geboren wird, bekommt es in der Regel in den ersten Lebensstunden die Muttermilch (Biestmilch). Viele Kälber bekommen in der ersten Lebenswoche die Milch von der Mutter, die ohnehin sieben Tage nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen ist. Das stärkt das Immunsystem und fördert von Beginn an Wachstum und Entwicklung.
In den ersten Wochen bleibt es bei der Muttermilch, oder die Kälber erhalten Milchersatz (Milchpulver) „ad libidum“ angeboten. Das heißt, sie dürfen so viel davon trinken, wie sie möchten.
Zusätzlich zur Milch bekommen sie meist sofort Heu und ein Art Müsli sowie Wasser angeboten. Spätestens ab der 2. Lebenswoche sind Heu und Kraftfutter verpflichtend anzubieten. Das ist vor allem für die Pansenentwicklung der Kälber wichtig. Auf alle Fälle keine Silage, solange das Kalb Milch trinkt.
Rinder werden bis zum Alter von 6 Monaten als Kälber bezeichnet.
In der Regel werden Kuh und Kalb nach der Geburt voneinander getrennt. Die Gründe dafür sind einerseits wirtschaftlicher Natur (eine Milchkuh, die keine Milch gibt, kostet Geld) und andererseits die baulichen Gegebenheiten der meisten Höfe. Eine Ausnahme bildet die Mutterkuhhaltung, bei der Kuh und Kalb nicht getrennt werden.
Die Aufzucht der Kälber erfolgt zunächst in Einzelhaltung. Ab einem Alter von acht Wochen müssen die Tiere in Gruppen gehalten werden. Für das Wohlbefinden der Tiere ist es wichtig, dass die Liegefläche trocken und weich ist.
Auch wenn die weiblichen Jungrinder bereits nach einem Jahr fruchtbar wären, wartet man bis etwa 18 Monate, bevor sie erstmals besamt werden. Bei Tieren in reiner Stallhaltung kann das auch schon mit 16 Monaten sein, da sie meist früher ein Lebendgewicht von ca. 450 kg erreichen. Das Erstkalbealter von 24 Monaten sollte keinesfalls unterschritten werden.
Die Tragezeit bei Kühen ist wie beim Menschen ca. 9 Monate. Mit der Geburt des Kalbs wird die Kalbin zur Milchkuh. Zwei Monate vor der Geburt des nächsten Kalbes wird eine Milchkuh hierzulande nicht mehr gemolken (also trocken gestellt). Das schont die Tiere und verlängert ihre Lebenszeit. Ziel sind mindestens sechs Kälber je Kuh bzw. 80.000 bis 100.000 kg Milch im Laufe ihres Lebens. Damit liefern unsere Kühe im Vergleich mit anderen EU-Ländern im Schnitt eine geringere Milchleistung von 27 Liten pro Tag.
Schon gewusst, ...
... dass Kühe sich, in erster Linie zum Wiederkäuen der Nahrung, für mindestens zehn Stunden niederlegen?
Milchkuhhaltung: die unterschiedlichen Haltungsformen
Milchkühe können im Laufstall, in Kombinationshaltung und auf Wiesen, Weiden und Almen freilaufend gehalten werden. Diese Haltungsformen sind auch innerhalb des AMA-Gütesiegel-Programmes möglich.
Laufstall
Im Laufstall können sich Milchkühe 24/7 frei bewegen. Die Tiere sind nicht angebunden und können eigene Bereiche zum Fressen, Bewegen und Liegen nutzen. Zum Melken kommen die Kühe zwei Mal täglich in den Melkstand. Bei einem Melkroboter lassen sich Kühe bis zu vier Mal am Tag melken.
In der Laufstallhaltung haben Milchkühe mehr Bewegungsfreiheit als in Kombinationshaltung. Sie können frei wählen, ob sie fressen, herumgehen oder sich hinlegen wollen. Das freie Platzangebot ermöglicht es den Tieren, ihr natürliches Sozialverhalten auszuleben.
Kombihaltung
In der Kombihaltung haben die Kühe im Stall ihren eigenen Standplatz, wo sie fixiert sind. An mindestens 90 Tagen muss ihnen jedoch Auslauf gewährt werden. Immer öfter entscheiden sich die Milchviehhalterinnen und -halter für Bewegungsfreiheit der Tiere an mindestens 120 Tagen.
Auslaufstall
Eine besondere Form der Milchviehhaltung bietet die Verbindung aus Laufstall und Kombihaltung. Sie ist speziell für kleinere Betriebe mit wenigen Kühen geeignet.
Die Kühe werden nur zum Melken, bei tierärztlichen Behandlungen und bei wetterbedingten Ausnahmesituationen fixiert. Sonst können sie sich im Stall und auch außerhalb auf befestigten Flächen oder/und einer angrenzenden Weide frei bewegen.
Weidehaltung
Bei der Weidehaltung haben Milchkühe Zugang zu einer Wiese oder Weide. Dort haben sie Auslauf und Bewegungsfreiheit. Wichtig ist die Bereitstellung von frischem Wasser. Eine Kuh benötigt an sehr heißen Tagen eine Badewanne voll – also 150 Liter (an normalen Tagen die Hälfte).
Bio-Haltung
Die Bio-Haltung bei Rindern ist streng geregelt. Die Tiere müssen im Zeitraum von April bis einschließlich Oktober Zugang zu einer Weide haben. Darüber hinaus erhalten sie nur Futter aus zertifiziert biologischem Anbau.
360°- Touren von echten Landwirtschaftsbetrieben
Schon gewusst, ...
... rund ein Drittel der heimischen Milchkühe in Kombinationshaltung lebt, zwei Drittel leben in Laufställen.
Von allen in Österreich gehaltenen Milchkühen, verbringt rund 1/6 der Kühe den Sommer auf einer Alm.
AMA-Gütesiegel Milch: Kriterien für Milchkuhbetriebe
Die AMA-Gütesiegelkriterien bauen auf den gesetzlichen Anforderungen auf. Diese sind:
- Platzangebot bzw. Bewegungsfreiheit
- Bodenbeschaffenheit
- bauliche Unterkünfte und Haltungsvorrichtungen
- Stallklima, insbesondere Licht und Temperatur
- Betreuung
- Ernährung
- Möglichkeit für Sozialkontakt
Des Weiteren ist vorgeschrieben, dass die Tiere entsprechend ihrem Bedarf ständig Zugang zu Wasser in Trinkwasserqualität haben müssen. Die laufende Bestandsbetreuung durch einen anerkannten Tiergesundheitsdienst wird empfohlen.
Der überwiegende Teil des Futters für die Milchkühe soll gemäß der AMA-Gütesiegel-Richtlinie vom eigenen Betrieb stammen. Werden Futtermittel zugekauft, müssen diese pastus+-zertifiziert sein. Alle nicht zugelassenen Futtermittel sind in der Negativliste der AMA-Marketing angeführt und dürfen im AMA-Gütesiegelprogramm nicht verwendet werden.
Alle AMA-Gütesiegelbetriebe setzen bei der Fütterung von Milchkühen auf gentechnikfreie Futtermittel. So darf gentechnisch behandelter Soja nicht verfüttert werden.
Die Kriterien zur Haltung von Kühen stehen in der entsprechenden AMA-Gütesiegel-Richtlinie.
Zusatzmodul „Tierhaltung plus"
Das freiwillige Zusatzmodul "Tierhaltung plus" schreibt vor, dass den Milchkühe mehr Bewegung und verpflichtende Scheuermöglichkeiten zur Verfügung stehen. Auch der Einsatz ausschließlich europäischer Futtermittel, ein erweitertes Tiergesundheitsmonitoring sowie eine jährliche Kontrolle sind im Zusatzmodul festgelegt.
Zusatzmodul „Qplus-Kuh“
Landwirtinnen und Landwirte, die am freiwilligen Zusatzmodul "Qplus-Kuh" teilnehmen, müssen besondere Anforderungen erfüllen. Diese Anforderungen zielen darauf ab, die Produktqualität, das Tierwohl, die Tiergesundheit und die Nachhaltigkeit in der Milchproduktion langfristig zu sichern und zu steigern.
Beispiele hierfür sind die Überwachung und Unterstützung des Stoffwechsels von Kühen, insbesondere nach der Geburt eines Kalbes. Damit können mögliche Erkrankungen, bzw. Fehlentwicklungen verhindert werden. Ebenso soll durch spezielle Analysen eine ausgewogene Nährstoffversorgung sowie die regelmäßige Kontrolle der Eutergesundheit gewährleistet werden.
Schon gewusst,...
...dass ein österreichischer Betrieb im Durchschnitt 23,8 Milchkühe hält?
Zum Vergleich: Ein Schweizer Milchbetrieb hat durchschnittlich 30 Kühe. Ein deutscher Betrieb kommt auf rund 70 Kühe. Und die slowakischen Milchbetriebe zählen im Durchschnitt mehr als 262 Milchkühe je Hof.
Häufig gestellte Fragen zur Milchkuhhaltung
Kennen Sie schon die AMA GENUSS REGION?
Das Gütesiegel AMA GENUSS REGION
Das Gütesiegel AMA GENUSS REGION garantiert standardisierte Qualität, regionale Herkunft und kulinarischen Genuss bei bäuerlichen Direktvermarktern, Manufakturen und Gastronomiebetrieben. Die teilnehmenden Betriebe halten klare Qualitätskriterien ein und werden von externen Kontrollstellen überprüft.