Schweinehaltung
in Österreich
im Überblick
Mindeststandards in der Schweinehaltung
Schweine sind intelligente und soziale Tiere. Bei der Tierhaltung von Schweinen muss darauf geachtet werden, dass sie ihre Verhaltensweisen bestmöglich ausüben können.
Jede Form der Haltung stellt einen Kompromiss dar zwischen den arbeitswirtschaftlichen Ansprüchen der Landwirtinnen und Landwirte und den Tieren.
Im Gesetz sind die Mindestanforderungen an die Haltung der Tiere festgelegt. Das AMA-Gütesiegel baut auf diesen Anforderungen auf und geht teilweise über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus.
Beschäftigungsmaterial
Schweine müssen ständigen Zugang zu ausreichend organischen Materialien haben, die sie bekauen, untersuchen und bewegen können. Das können Holzblöcke, Hanfseile, Stroh- oder Heuraufen etc. sein.
Fütterung
Ernährungsphysiologisch gesehen sind Schweine (wie wir Menschen) Allesfresser. Das bedeutet, dass sie in der Natur pflanzliche und tierische Nahrung gleichermaßen fressen.
In der landwirtschaftlichen Schweinemast werden die Schweine vegetarisch, meist sogar vegan ernährt. Deshalb ist eine Menü-Zusammensetzung hinsichtlich ausreichender Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen besonders wichtig.
Die Schweine bekommen mehrmals täglich ein vollwertiges Menü aus Mais(kornschrot), Weizen, Gerste und Sojaschrot. Die Zusammensetzung variiert zwischen den Betrieben und ist stark abhängig von dem was auf den Feldern des Betriebs angebaut wird.
Daneben erhalten die Tiere auch eine Mineralstoff-/Vitaminmischung. Beschaffenheit, Menge und Qualität müssen auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmt sein. Jüngere Tiere brauchen für den Muskelaufbau mehr Eiweiß, das bei den älteren dann reduziert werden kann. Die Fütterung erfolgt daher in Phasen und ist auf die Gewichtsbereiche der Tiere abgestimmt.
Bewegungsfreiheit und Sozialverhalten
Der Stall muss den Bedürfnissen der Tiere angepasst sein. Im Stall werden Schweine in Buchten mit rund 10 bis 20 Tieren gehalten. Die Anbindehaltung von Schweinen ist verboten.
Da Schweine sehr soziale Tiere sind, müssen Absetzferkel sowie Mastschweine in Gruppen gehalten werden.
Gliederung in Funktionsbereiche
Nach Möglichkeit teilen sich Schweine ihren Lebensraum entsprechend ihren Bedürfnissen in einen Liegebereich, einen Aktivitätsbereich und einen Kotbereich ein. Wie und wo die Funktionsbereiche sind, ist betriebsspezifisch.
Mastschweinehaltung: Welche Arten gibt es?
Schweine werden in Österreich überwiegend in klimatisierten Stallungen gehalten. Die Freilandhaltung und die Bio-Haltung von Schweinen haben in Österreich nur einen äußerst geringen Anteil, der aber stetig wächst.
Stallhaltung von Schweinen
Die Stallsysteme in der Schweinemast können je nach Haltungsverfahren (strohlos oder eingestreut), nach räumlicher Gestaltung der Funktionsbereiche (getrennte Funktionsbereiche für Liegen und Misten oder kombinierte Funktionsbereiche für Liegen und Misten) oder auch nach Bauweise (offen bzw. geschlossen) unterschieden werden.
Bei Ställen mit Vollspaltenböden besteht die gesamte Liege- und Bewegungsfläche aus Spaltenboden. Spaltenböden aus Beton müssen aus Flächenelementen bestehen und dürfen keine durchgehenden Schlitze aufweisen. Die Ausführung der Spalten (Schlitzweiten und Auftrittsbreiten) sind gesetzlich genau festgelegt.
Bei Spaltenböden gelangen Kot und Harn in den darunterliegenden Güllekeller. Das ist arbeitswirtschaftlich weniger aufwändig und bringt saubere Tiere. Aus tierethischer Sicht sind Strohsysteme den Vollspaltensystemen zu bevorzugen, diese sind jedoch arbeitsaufwändiger. Dieser Mehraufwand geht mit erhöhten Haltungskosten und schlussendlich mit einem höheren Fleischpreis einher.
Im Rahmen der freiwilligen Zusatzmodule im AMA-Gütesiegel-Programm gibt es hinsichtlich verbesserter Tierhaltung bzw. Tierwohl zwei Stufen. Im Zusatzmodul „Mehr Tierwohl - gut“ haben die Schweine um 60 Prozent mehr Platz (als es die Gesetzgebung vorschreibt) und außerdem ist die Haltung auf Vollspaltenböden verboten.
Den Tieren muss eine planbefestigte Fläche, die oftmals auch eingestreut ist, angeboten werden. Bei der Haltungsstufe „Mehr Tierwohl – sehr gut“ wird den Schweinen doppelt so viel Platz angeboten und die Buchten sind in drei Funktionsbereiche strukturiert. Und zwar in einem eingestreuten planbefestigten Liegebereich, einem Fressbereich sowie einem Außenklimabereich/Auslaufbereich, den sie ständig aufsuchen können.
Projekt "IBeSt"
Das Projekt "IBeSt" beschäftigt sich mit innovativen Lösungen zur Verbesserung der Haltungsbedingungen von Schweinen.
Im Fokus stehen dabei praxisorientierte Lösungen, die mehr Platz, Struktur für die Schweine bieten.
Schon gewusst, ...
... dass laut Gesetz das Halten von Schweinen auf Vollspaltenböden ab 2040 verboten ist?
Nehmen Betriebe am AMA-Gütesiegel teil, müssen diese ihre Ställe bereits 2032 umgestellt haben.
Freilandhaltung von Schweinen
In Österreich gibt es Schweine in Freilandhaltung, die Anzahl ist jedoch sehr überschaubar. Das liegt an den vergleichsweise großen Flächen, die dafür notwendig sind (14 Schweine sind pro Hektar erlaubt. So viel Platz haben nur wenige Höfe), und den dementsprechend höheren Kosten dieser Haltungsform bei Schweinen. Es gibt zu wenige Konsumentinnen und Konsumenten, die bereit sind, bei Schweinefleisch den entsprechenden Preis zu bezahlen. Die meisten Schweine, die im Freiland gehalten werden, sind darüber hinaus auch Bio-Schweine.
Zusätzlich ist nicht jede Schweinerasse so „wetterfest“, dass sie sich zur Freilandhaltung eignet. Rassen, die für die Freilandhaltung in Frage kommen, sind nicht die effizientesten Futterverwerter. Freilandhaltung bedeutet also mehr Arbeit und höhere Ausgaben, vor allem bei den Futtermitteln.
Hinzu kommt das Risiko, dass Schweine auf der Weide leichter von Parasiten befallen werden. Das kann die ganze Herde und somit die Existenz der Landwirtinnen und Landwirte gefährden.
Bio-Haltung von Schweinen
Der Anteil an Bio-Schweinehaltung ist in Österreich gering. In der Bio-Haltung gelten die Vorgaben der EU-Bio-Verordnung.
Grafische Darstellung der Schweinehaltung im AMA-Gütesiegel
Für die Schweinehaltung gibt es gesetzliche Mindestanforderungen. Das AMA-Gütesiegel setzt Standards, die darüber hinausgehen.
Schon gewusst, ...
… dass eine Sau pro Wurf 12-15 Ferkel zur Welt bringt?
Bei Schweinen bezeichnet man den Geburtsvorgang als Abferkeln. Zum Abferkeln kommen die Tiere in einen abgetrennten Bereich von mindestens 4m2. Das ist die sogenannte Abferkelbucht.
Eine Abferkelbucht besteht aus drei Bereichen:
Ein Bereich ist für die Muttersau. Das Tier ist dort rund um die Geburt fixiert, damit die Sau die Ferkel nicht versehentlich erdrückt.
Der zweite Bereich ist ein temperierter (mit Wärmelampe oder Wärmeplatte ausgerüsteter) Ruhebereich für die Ferkel.
Der dritte ist sozusagen der Aufenthaltsbereich der Ferkel.
Die Tiere bleiben bis zu einem Monat in der Abferkelbucht.
AMA-Gütesiegel Schweinefleisch: die Kriterien gelten für Schweinemastbetriebe
AMA-Gütesiegel
Für die Schweinehaltung gibt es gesetzliche Mindestanforderungen. Das AMA-Gütesiegel setzt Standards, die darüber hinausgehen.
Hier ein paar Beispiele:
10 Prozent mehr Platz
Schweine im AMA-Gütesiegelprogramm haben 10 Prozent mehr Platz im Stall als gesetzlich vorgeschrieben. Laut „Masterplan Schwein“ soll das Platzangebot bis ins Jahr 2025 auf 15 Prozent und bis ins Jahr 2033 auf 20 Prozent angehoben werden.
Liegebereich
Bei Neubauten darf der Liegebereich nicht weniger als ein Drittel der Mindestfläche einer Bucht betragen. Der Perforationsanteil des Bodens darf dort nicht mehr als 10% betragen. Das gilt ab Ende 2032 für alle Betriebe.
Futtermittel
Zugekaufte Futtermittel müssen aus dem Qualitätssicherungssystem pastus+ stammen. Der Großteil der Futtermittel wird in den Betrieben jedoch selbst hergestellt.
Tiergesundheit
AMA-Schweinebäuerinnen und -bauern müssen am Tiergesundheitsdienst teilnehmen, der eine regelmäßige Betreuung durch Tierärztinnen und Tierärzte vorsieht.
Behandlung bei Krankheit
Sollte ein Tier erkranken, hat die Behandlung durch Tierärztinnen bzw. Tierärzte des Tiergesundheitsdienstes zu erfolgen. Zur anschließenden Erholung sind weiche Liegeflächen in der Krankenbucht zur Verfügung zu stellen.
Des Weiteren müssen die Betriebe am Antibiotika-Monitoring teilnehmen.
Eigenkontrolle
Die Landwirtin bzw. der Landwirt muss die Tiere zweimal täglich kontrollieren. Dabei sind die technischen Einrichtungen für Lüftung, Wasser- und Futterversorgung zu überprüfen.
AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl – Gut“
Das AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl - gut“ verpflichtet Betriebe zu einer Schweinehaltung, die das Wohlbefinden der Tiere im Vergleich zu den gesetzlichen Vorgaben verbessert.
Schweine bekommen damit 60 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgegeben. Eingestreute Liegeflächen und Beschäftigungsmaterial wie Stroh-/Heuraufen, Hanfseile oder Holz werden von den Tieren gerne genutzt und sind verpflichtend anzubieten.
AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl – Sehr Gut“
Das AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl - Sehr gut“ bietet Schweinen weitere Möglichkeiten, ihren Verhaltensweisen nachzugehen. Doppelt so viel Platz im Stall und zusätzlicher Auslauf bieten den Tieren weitere Möglichkeiten und sorgen so für eine Steigerung des Wohlbefindens der Tiere. Darüber hinaus erhalten sie gentechnikfreie Futtermittel.
Das AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl - Sehr Gut“ sieht folgende Verbesserungen vor:
100 Prozent mehr Platz
Die Tiere haben 100 Prozent mehr Platz als bei Betrieben, die nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Ein Viertel des “Mehr Tierwohl-Platzes” muss Auslauffläche sein. Der Auslauf muss den Tieren (abgesehen von einem kurzen Zeitraum fürs Ausmisten) ständig zur Verfügung stehen. Für den Grundwasserschutz muss die Fläche befestigt sein.
Ruhe
Zum Ausruhen gibt es Ruhebereiche mit eingestreuten Liegeflächen.
Futtermittel
Die Tiere bekommen nur gentechnikfreie Futtermittel europäischer Herkunft.
Beschäftigung
Den Schweinen steht Beschäftigungsmaterial in Form von Stroh und/oder Heu zur Verfügung.
Kupierverbot
Für alle Betriebe gilt, dass die Schwänze nicht kupiert (gekürzt) werden dürfen.
Kastration
Chirurgische Kastrationen sind nur unter Vollnarkose mit anschließendem Einsatz von Schmerzmitteln erlaubt.
Bio-Haltung
Bio-Schweinehalterinnen und -Schweinehalter müssen alle Vorgaben der EU-Bio-Verordnung einhalten. Damit dürfen sie ihre Tiere als Bio kennzeichnen.
Zu den Vorgaben gehören beispielsweise folgende Punkte:
Stall & Auslauf
Die Tiere dürfen ausschließlich in einem eingestreuten Stall mit ständigem Auslauf oder in einem Freilandgehege gehalten werden.
Außenbereich
Werden Bio-Schweine nicht in einem Freilandgehege gehalten, muss der Stall eingestreut sein und einen Außenbereich haben. Diese Auslaufmöglichkeit hat den Tieren bei „Bio” uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen.
Suhlen
Auch sollten die Freiflächen nach Möglichkeit unbefestigt sein und den Tieren Möglichkeiten bieten, sich zu suhlen.
Platz
Pro Hektar Betriebsfläche dürfen maximal 14 Schweine auf einem „Freiland-Hof“ gehalten werden.
Futtermittel
Die Futtermittel für die Tiere müssen als Bio-Futtermittel zertifiziert sein. Dabei ist es egal, ob diese selbst produziert oder zugekauft sind.
Häufig gestellte Fragen zur Schweinehaltung
Kennen Sie schon die AMA GENUSS REGION?
Das Gütesiegel AMA GENUSS REGION
Das Gütesiegel AMA GENUSS REGION garantiert standardisierte Qualität, regionale Herkunft und kulinarischen Genuss bei bäuerlichen Direktvermarktern, Manufakturen und Gastronomiebetrieben. Die teilnehmenden Betriebe halten klare Qualitätskriterien ein und werden von externen Kontrollstellen überprüft.