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Vom Qualitätsprogramm bis zum Tierarzt.

Die AMA-Marketing informiert derzeit über die Effizienz ihres Gütesiegel-Kontrollsystems. Gleichzeitig haben amtliche Tierärzte in der Produktionskette eine besonders verantwortungsvolle Rolle – allen voran in Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben.

Wie kann es sein, dass immer wieder so etwas passiert? Wer trägt die Verantwortung dafür? Kann man Qualitätsprogrammen noch vertrauen? Drei kurze Fragen, eine etwas längere Antwort.

Der Umgang mit Tieren in Land- und Lebensmittelwirtschaft ist vom Gesetzgeber genau geregelt. Ebenso wie die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten. In einem landwirtschaftlichen Betrieb ist der Betriebsführer für die Tierhaltung und somit auch für das Tierwohl verantwortlich. Damit er dieser Verantwortung im Sinne des Gesetzgebers und der Allgemeinheit gerecht werden kann, muss er eine entsprechende Ausbildung absolviert und erfolgreich abgeschlossen haben – regelmäßige Nachschulungen inklusive.

Tierarzt im Schlachthof

In jedem Schlachthof müssen amtliche Tierärzte den gesamten Prozess, von der Anlieferung der Tiere, bis zur erfolgten Schlachtung überwachen. Immer und andauernd. Ist irgendetwas nicht ordnungsgemäß, sei es der Gesundheitszustand eines Tieres, sei es ein technisches Problem, hat der Tierarzt die Pflicht den laufenden Betrieb zu unterbrechen und dafür zu sorgen, dass das Problem gelöst wird. Erst dann darf weitergearbeitet werden. Zusätzlich zum Tierarzt ist vom jeweiligen Schlachthof ein Tierschutzbeauftragter (Mitarbeiter) vor Ort. Beide müssen durch entsprechende Ausbildungen nachweislich für ihre Tätigkeit qualifiziert sein.

Das System und die Kontrollen

Zusätzlich zu den gesetzlichen Bestimmungen gibt es bei einigen Betrieben noch die der AMA-Gütesiegelrichtlinien. In Schlachthöfen werden die Bestimmungen in ihrer Gesamtheit mindestens einmal jährlich durch AMA-Kontrollen überprüft. Die Kontrollen werden durchgeführt von hierfür ausgebildeten Kontrolleuren. Sie kontrollieren sowohl die technischen Aspekte, als auch die Kompetenz und Arbeitsweise der zuständigen Personen. Dazu überwachen die Kontrolleure auch alle Arbeitsabläufe, und das mehrere Stunden lang. So können sie die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems sicherstellen. Die Kontrollen sind sehr umfangreich und detailliert.

Und doch sind es nur Momentaufnahmen. Auch die intensivsten Kontrollen und seien es zehn Mal so viele, sind Momentaufnahmen. Es gibt keine Garantie dafür, dass es nie zu Fehlern oder Fehlverhalten kommen kann.

Im bestmöglichen Maße

Bloggerview mit Dr. Thomas Reisinger, amtlicher Fachtierarzt für Lebensmittel, zertifizierter Qualitätsauditor, autorisierter Lebensmittelgutachter.

Was für Aufgaben haben Sie als amtlicher Tierarzt am Schlachthof?

Dr. Reisinger: Wir Tierärzte sind von der Landesregierung amtlich beauftragt, sind zuständig für den jeweiligen Schlachthof. Das heißt für die Kontrolle des Gesundheitsstatus der angelieferten Tiere und in weiterer Folge zur tierschutzgerechten Betreuung, sowie der Sicherung der für den menschlichen Verzehr bestimmten Lebensmittel.

Auf welcher Grundlage basiert ihre Arbeit?

Dr. Reisinger: Es gibt für alle Arbeitsschritte gesetzliche Grundlagen. Es gibt das Tierschutztransportgesetz, das Fleischuntersuchungsgesetz, die Fleischuntersuchungsverordnung. Es gibt mitgeltende EU-Verordnungen, die sehr komplex sind. Es gibt natürlich ganz klare Vorgaben, wie etwa die Checklisten für die Schlachtuntersuchung. Auch in welcher Abfolge das zu erfolgen hat. Es ist eine lückenlose Kontrolle jedes einzelnen Tieres. Sofern sich Unregelmäßigkeiten ergeben, ist das Tier zurückzustellen. Dann ist zu entscheiden, ob am Ende eine Schlachtung vollzogen werden soll, ob diese aufgeschoben werden muss oder wie auch immer – da gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Bei dem Betrieb, in dem ich als hauptverantwortlicher Tierarzt tätig bin, sprechen wir das von bis zu 2.500 Schweinen am Tag. Wir sind aber auch 28 Tierärzte in dem Betrieb.

Die Tiere werden ja vor der Schlachtung betäubt?

Dr. Reisinger: Die gesetzlichen Vorgaben sind immer gleich, die Art der Betäubung ist aber je nach Tiergattung völlig unterschiedlich: Es braucht ein vollständiges Ausschalten des Bewusstseins, weil SLS, das ist der Begriff, der für Konsumenten sehr wichtig ist – Schmerzen, Leiden, Schäden – nicht entstehen dürfen.

Muss immer ein Tierarzt vor Ort sein?

Dr. Reisinger: Ein Tierarzt ist immer da.

Was kann man an dem Prozess noch verbessern?

Dr. Reisinger: Grundsätzlich ist der Umgang mit Lebewesen nicht immer ganz unkompliziert. Es gibt natürlich auch kritische Situationen und die gilt es dann zu entschärfen. Dort, wo ich der hauptverantwortliche Tierarzt bin, geschieht das im bestmöglichen Maße. Es gibt Elektrobetäubung, Aufzeichnungsprotokolle für jedes einzelne Schlachttier: Der Stromverlauf dort, wie viel Kopfstrom, wie viel Herzstrom, wie viel da, wieviel dort. Es gibt Überwachungskameras. Da hat es in den letzten Jahren schon massive Verbesserungen gegeben. Dem Konsumenten und dem Tierschutzgedanken Rechnung tragend wird auch weiterhin permanent verbessert. Aber 100% Sicherheit gibt es im ganzen Leben nicht. Und natürlich sind nicht alle Mitarbeiter gleich gut.

Und es ist ein hoher Arbeitsaufwand…

Dr. Reisinger: Ja, vor Ort ist das ganz einfach zu zeigen und zu sehen. Aber, ich wiederhole mich, ich rede da von 2.500 Schweinen am Tag, das sind 5.000 Lungen, die angeschnitten werden, 5.000 Hauptbronchien, 2.500 Herzen, die aufgeschnitten werden, 2.500 Lebern, die vorne und hinten untersucht werden, das Darmpaket, das mituntersucht wird. Das sind 2.500 Schlachthälften, die innen und außen begutachtet werden. Ein immenser Aufwand. Das muss man sich vor Ort anschauen, dann bekommt man erst das richtige Bild.

Vielen Dank für das Gespräch!

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