
AMA-Forum 2020
Q&A Claus Oberhauser
Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt: Selbstverständlich darf man das als Satiriker und Kabarettist bzw. ist dies sogar die Aufgabe. Mir ging es darum, dass dies nicht dazu führt, dass Verschwörungtheoretiker bekehrt werden, sondern viel eher, das zeigen viele Studien, ist das Gegenteil der Fall.
Dies lässt sich nicht einwandfrei beurteilen: Donald Trump ließ sich nicht davon aufhalten, andere jedoch schon.
Dass dies ein Problem ist, ist leider offenkundig. Schlussendlich geht es darum, konsensuale wissenschaftliche Erkenntnisse herauszufiltern. Wir befinden uns mitten in einer wissenschaftlichen Debatte, die international geführt wird und noch recht wenig evidenzbasierte Forschungsergebnisse geliefert hat. Entscheidungsträger sollten im Hinblick auf ihre Entscheidungen aber unbedingt angegeben auf welche wissenschaftliche Erkenntnisse sie sich stützen. Es ist auch wichtig, nicht Angst zu verbreiten, sondern die realen Konsequenzen zu zeigen. Dabei ist es sinnvoll, die ExpertInnen vor Ort zu Wort kommen zu lassen: Intensivmediziner etc.
Ja, die Verbindung ist klar gegeben, da Verschwörungstheorien im Kern bestimmten "Fakten" , "Erzählungen" oder "Entscheidungen" misstrauen. Aber dies bedeutet keineswegs, dass man nicht misstrauisch gegenüber bestimmten Entscheidungen sein soll.
Dies ist natürlich schwierig, weil man ja nicht weiß, welche Anwürfe kommen, aber schlussendlich verändern sich die Diskurse nicht so schnell und bauen auf alten Anwürfen auf. Wichtig beim präventiven Widerlegen ist, dass man zunächst nicht auf die Vorwürfe eingeht, sondern die Faktenlage darstellt und dann zeigt, warum es sich bei den Anwürfen um falsche Konzepte handelt. Dies bedeutet, man dreht den Spieß um: Es handelt sich dabei nicht um eine Verteidigung, sondern um eine Darstellung der sachlichen Lage.
Das um sich greifende Misstrauen ist ein Phänomen in der Covid-Krise und ein sich schon recht lange anbahnendes gesellschaftliches Problem. Wir befinden uns im sogenannten postfaktischen Zeitalter, in dem es offenbar normal ist "alternative Fakten" zu haben und Medien als "Lügenpresse" zu diffamieren. Regierungen, Medien, aber auch die Wissenschaftkommunikation müssen gezielt daran arbeiten, Hintergründe, Entscheidungsgrundlagen und Evidenzbasierung aufzuzeigen, um Glaubwürdigkeit wiederherstellen zu können. Das präventive Widerlegen ist schwierig, aber auch hierbei geht es darum, zunächst die Faktenbasis darzustellen und erste dann auf etwaige Anwürfe von außen zu reagieren.